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Saugendorf

In den alten Reisebüchern über das „Muggendorfer Gebirge“ hat man das Wiesenttal zwischen Deos und Waischenfeld im Anklang an die Romantik jener Zeit, einst das „Tal des Todes“ genannt. Diese Bezeichnung des Tales in den allen Reisebüchern ist längst vergessen und von der Zeit, der Naturanschauung und der Wandlung des Fremdenverkehrs überholt. Nach der im Mittelpunkt des reizvollen Tales auf schroffen Felsen gelegenen Burg Rabeneck führt das Tal den Namen Rabenecker Tal. Man darf es mit zu den landschaftlich eindrucksvollsten Tälern der Fränkischen Schweiz rechnen und kann es auch Oberes Wiesenttal nennen.

Die Dolomitfelsen sind hier wunderlich geformt und sind vielfach mit Namen, die aber wenig bekannt sind, benannt, wie die Eichhornwand bei Doos am linken Talhang, der Alitzstein, die Peterswand, der Alpstein, der Frankenländer Kamin, die Rabenecker Wand, die Dooser Wand und das Tor der Tränen.

 Nach einer kurzen Wegstrecke von Doos ab, erhebt sich auf der linken Seite über der Landstraße eine auf steilem Felsenmassiv ruhende kleine Burg, der man es ansieht, dass sie nicht sehr alt und keine historische Burg ist. Diese kleine Burg hat den Namen „Burg Herrenfels am Hohen Steig“. Erbaut wurde sie im Jahre 1902 bis 1904 von dem aus Streitberg stammenden Gymnasialprofessor Dr. Hugo Reinsch auf dem 35 Meter hohen Herrenfels am hohen Steig. Bis 1958 war das Schlösslein im Eigentum der Familie Nesso, seither gehört sie Paul Krebs, bzw. seiner Tochter Viktoria Liedl aus Nürnberg. Die Burg wird im Volksmund meist nur „Reinsch-Burg“ genannt.
Foto: Bernhard Liedl.
Hoch über dem Wiesenttal, auf der Jurahochfläche, liegen kleine Ortschaften. Der Ort Saugendort gehört zur politischen Gemeinde Gasseldort. Das Dorf blickt, obgleich die heutige Bauweise nichts mehr davon verrät, auf ein hohes Alter zurück. Schon im Burghüter-Verzeichnis des Fürstbistums Bamberg, aus der Zeit von 1350 bis 1400, wurden mehrere Bauern von Saugendorf genannt; ein Heinrich, der alte Huber, ein Burgans sowie ein Heinrich Seyboth.

Auch in der Stiftungsurkunde der Rabenecker Schloßkapelle aus dem Jahre 1415 wird Saugendorf genannt. Es mußte den halben Zehnt zur Ausstattung der Kapelle abgeben. Prächtige alte Linden verleihen dem Dorf sein Gesicht. Fast jeder Hof hat seine Linde. Manche Anwesen sind sogar von zwei und drei Linden beschirmt. Der Saugendorfer Anger, der die Bezeichnung „Wacht“ trägt, darf als geheimnisumwitterter Boden angesehen werden. Es ist dies jener festunqsähnliche Hügel dicht am Ostrand, von dem man einen umfassenden Rundblick in die Wiesentalb hat. Der Volksmund spricht davon, daß von dieser Höhe in früheren Kriegszeiten und Drangsalen die Feuerzeichen an andere Orte weitergegeben worden seien, nach Löhlitz und Nankendorf, nach Köttweinsdorf, zum Adlerstein bei Engelhardsberg und sogar bis zum Wichsenstein.

Auf dem Anger steht die sogenannte Wolfsmarter, ein Stein aus dem Jahre 1735. Die Sage erzählt von diesem Denkmal, ein Bauer aus Saugendort, der sich zur Nachtzeit auf dein Heimweg von Waischenfeld befand, sei an dieser Stelle von einem Wolf In eine böse Bedrängnis gebracht worden. In seiner Not soll der Bauer damals gelobt haben, daß er, wenn er glücklich und heil nach Hause komme, eine Marter setzen wolle. Dieses Versprechen hatte er dann auch gehalten.

Bis vor fast zwei Jahrzehnten stand auf der Wacht einer der größten und ältesten Lindenbäume im Gebiet der Fränkischen Schweiz. Ein Unwetter am 30. Juli 1939 hat die Kraft des schon morschen Baumes gebrochen. Ein Hagelsturm, der sechs Jahre später. am 8. Juni 1945, über die Jurahochebene niederging, warf den stolzen Recken und wuchtigen Veteran unter den Bäumen, der über die Wolfsmarter seine ausladenden Zweige breitete, dann gänzlich um. Ein weiteres, seltenes und nur wenig bekanntes Naturdenkmal ist die alte Eibe in der „Röth“. Ihr Alter wird auf über 200 Jahre geschätzt.

Im Gebiet Gösseldorf und Saugendorf ist die Natur noch fast unberührt, obgleich sich unten im Tal, das jetzt die neugeschaffene herrliche Talstraße Behringersmühle – Doos – Waischenfeld beherrscht. ein starker Verkehr abspielt. Fast unbekannte Höhlen und Grotten, Schluchten. Felstürme und Felsengruppen sind in diesem landschaftlich schönen Gebiet zu finden, von welchen kein Wanderführer und ein Reisehandbuch künden. Es ist ein Landschaftsgebiet, das abseits liegt und doch ein Bestandteil der weiten und oft einsame Juraalb ist.

Ein Glanzpunkt dieses Tales ist die auf einer Felsenkuppe gelegene Burg Rabeneck, die von romantischen Felspartien und schönen Wäldern eingeschlossen Ist und dem Wiesenttal an dieser Stelle seine Note gibt. Die Burg Rabeneck, eine Halbruine, stammt in Ihrer heutigen Gestalt aus dem späten Mittelalter und war schon im 13. Jahrhundert der Sitz eines gleichnamigen Rittergeschlechtes. das 1257 urkundlich beglaubigt Ist.

Diesem folgte das Geschlecht der Schlüsselberger und vom Jahre 1347an dann das Bistum Bamberg, das die Herren Stiebar von Buttenheim mit der Burg belehnte. Nach der Zerstörung im Jahre 1525 im Bauernkrieg kam diese nach ihrem Wiederaufbau an die von Künsberg und im Jahr 1576 an die Ritter von Rabenstein, die auf der benachbarten Burg Rabenstein im Ailsbachtal ihren Sitz hatten. Unterhalb des Burgeingangs steht auf einem Fels die Burgkapelle Sankt Bartholomäus, die um das Jahr 1700 erhöht wurde. Die kleine Bartholomäusstatue der Kapelle stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.